Geschichten wie diese zeigen uns mit einem Schlag, wie harmlos doch unsere Probleme sind, wenn wir uns mal wieder über ein verschwundenes Pokémon, fehlende Kilometer beim Abenteuer-Sync-Feature oder verschwundene Pokéstops aufregen.
Felicia Prehn aus Finland rückt all diese vermeintlichen Gaming-Probleme mit einem entwaffnenden Video ins rechte Licht. „Licia“ ist begeisterte Gamerin, Pokémon-Fan – und blind. Ihr Reddit-Post erhielt binnen weniger Stunden zehntausende Upvotes.
Die Frage, die sich natürlich alle gestellt haben: Wie kann Felicia trotz Ihres Handicaps Pokémon Spielen?
Vorab ist es wichtig, typische Missverständnisse hinsichtlich der hier verwendeten Begrifflichkeiten auszuräumen. Die häufigste falsche Annahme besteht darin, Blindheit mit vollständiger Blindheit gleichzusetzen. In Deutschland gelten Betroffene als vollständig blind, wenn sie auf ihrem besseren Auge maximal über zwei Prozent der normalen Sehschärfe verfügen. Auch wenn diese Zahlen in einigen Ländern variieren können, geht eine festgestellte Blindheit in den allermeisten Fällen nicht mit dem Verlust des vollständigen Sehvermögens einher. Auch Felicias Sehkraft beträgt lediglich zwei Prozent des normalen Sehvermögens, wie sie in einem Reddit-Post erklärt.
Der größte Vorteil daran ist jedoch nicht das Spiel selbst sondern eher TV-Modus der Switch. Die kleinen Displays früherer Nintendo-Geräte hatten sie stets dazu gezwungen, auf Emulatoren oder andere Hilfsmittel auszuweichen. Die ersten Editionen auf dem Gameboy konnte sie erst später mit Hilfe des Transfer Paks in Pokémon Stadium auf dem Nintendo 64 spielen. Selbst auf ihrem großen Flachbildfernseher beinahe noch mit der Nasenspitze ans Bild, wenn sie Text zu lesen versucht.
Die neuen Spiele Let's Go Pikachu und Let´s Go Evoli der Switch selbst sind jedoch alles andere als barrierefreundlich. Ganz im Gegenteil. Einige in früheren Editionen enthaltenen akustischen Hinweise fehlen in den neuen Spielen. Besonders über die dumpfen Geräusche beim Laufen gegen Wände haben sich blinde Spieler beklagt, da sie bislang mithilfe des akustischen Feedbacks durch die Welt navigierten, so die Finnin. Ein besonders markantes Beispiel ist im Video zu sehen, als Felicia im hohen Gras einem Myrapla begegnet. Das Pflanzen-Pokémon besteht beinahe zur Hälfte aus dichten grünen Blättern und hebt sich bereits dadurch nur unzureichend vom bereits grasgrünen Hintergrund ab.
Würde Felicia diesen Einblick in ihr Leben mit einer Wutrede beenden, könnte man es sicher verstehen. Stattdessen ist sie dankbar für die Möglichkeit, endlich auf einem beliebig großen Bildschirm Ihrem Hobby nachgehen zu können.